Buchtipp: Verrückt nach Schweden von Miika Nousiainen

In meinem Blog alltomsverige schreibe ich normalerweise nur über Bücher, Filme und Musik aus Schweden. In diesem Fall mache ich gerne eine Ausnahme. Der finnische Schriftsteller Miika Nousiainen hat im Jahr 2007 in Finnland beim renommierten Verlag Otava sein Debüt „Vadelmavenepakolainen“ vorgelegt. Der Band wurde knapp drei Jahre später ins Schwedische übersetzt und war auch dort sehr erfolgreich. Fast 12 Jahre später, erscheint endlich eine deutsche Übersetzung des Buchs.

Wer die beiden skandinavischen Länder kennt weiß, dass das Verhältnis zwischen Schweden und Finnen nicht ungetrübt ist. Viele Finnen die in Schweden leben, sind dort nicht hoch angesehen. Es gibt etliche Klischees auf beiden Seiten der Ostsee über das jeweils andere Land. Mit diesen Klischees spielt Nousiainen. Und zwar in einer Form, das man beim Lesen seines Buches phasenweise laut auflachen möchte. So absurd aber auch so real ist seine Geschichte. Die Story funktioniert auch für Menschen die in keinem der beiden Länder leben. Es genügt ein wenig (klischeehaftes) Wissen über Schweden und Finnland mitzubringen, bzw. sich via einer maximal fünfzehnminütigen Internetrecherche anzueignen, um sich köstlich von diesem Buch unterhalten zu lassen.

Der Protagonist der Geschichte ist Mikko Virtanen. Er ist in Finnland geboren, seine Eltern stammen aus Finnland, er lebt mitten in Finnland aber obwohl er erst einige Jahre alt ist, wird ihm klar, eigentlich ist er ein Schwede und es handelt sich um einen bösen Streich des Schicksals, das er in Finnland geboren worden ist!

Während seines Aufwachsens wird es für ihn immer deutlicher, was sein Problem ist. Er ist Transnational. Und die einzige Möglichkeit sich von seinem Dilemma zu befreien liegt in einem Coming Out. Er muss zu seinem Schwedischsein stehen und nach Schweden übersiedeln, um endlich wie ein Schwede leben zu können.

Die Geschichte wird in Tagebuchform erzählt und spielt in der Zeit von 2002 bis 2010. Mikko Virtanen ist bereits als Kind seiner Landsleute überdrüssig. Diese gelten als spielsüchtige und ständig saunierende Alkoholiker. Ganz anders die Nachbarn im Westen. Die Schweden mit ihrer fantastischen Gesellschaft und ihrem Volksheim. Anhand einiger ethnologischer „Studien“ versucht er zu erklären warum in Schweden alles besser ist.

Den Leser*innen ist natürlich nach wenigen Seiten klar, dass hier jemand nur das sieht, was er sehen will. Seine Idole sind Per Albin Hansson, Olof Palme und Astrid Lindgren. Selbst Katastrophen wie die Ermordung der Politikerin Anna Lindh und der Umgang der schwedischen Behörden mit der Tsunami-Katastrophe an Weihnachten 2004, von der viele Schweden betroffen waren, können seinen Glauben an die schwedische Gesellschaft nicht erschüttern. Ganz im Gegenteil.

Sein langer Weg zum richtigen Schweden verläuft selbstverständlich nicht geradlinig. Mikko ist immer wieder gezwungen kriminelle Energie darauf zu verwenden, seinem Ziel näherzukommen. Einem Haus, einem großen Garten, einer Frau, Kinder, Nachbarn die er zum Grillen einladen kann. Alles was zu einem schwedischen Leben gehört.

Das Finale dieses herrlich ironischen Buchs möchte ich natürlich nicht vorwegnehmen. Es bleibt auf jeden Fall spannend und unterhaltsam bis zum Schluss!

Miika Nousiainen – Verrückt nach Schweden
Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat
Erscheinungsdatum: 28.01.2019
240 Seiten

Hardcover m. Schutzumschlag
ISBN 978-3-312-01118-6

eBook
ISBN 978-3-312-01119-3

Buchseite des Nagel und Kimche Verlag: https://nagel-kimche.ch/buecher/mika-nousiainen-verrueckt-nach-schweden?rq=verr%C3%BCckt%20nach%20schweden

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