Mellan rött och svart von Jan Guillou

Im Herbst 2013 ist in Schweden der dritte Teil von Jan Guillous Serie über „Das große Jahrhundert“ erschienen. Nach „Brobyggaren“ und „Dandy“, heißt der neue Band „Mellan rött och svart“ (Stand 9.7.14 ist noch keine deutsche Übersetzung erschienen. Voraussichtlich im Herbst 2014 wird dies im Heyne Verlag der Fall sein).

Die Hauptorte in diesem Buch sind Saltsjöbaden (außerhalb Stockholms) und Berlin. Die Hauptpersonen sind nach wie vor die drei Brüder Lauritz, Oscar und Sverre Lauritzen. Der Erste Weltkrieg ist endlich zu Ende. Durch Umstände die im ersten und zweiten Band der Reihe beschrieben werden, treffen die Drei zu Kriegsende in Berlin zufällig aufeinander. Die Brüder sind mittlerweile erfolgreiche Geschäftsleute mittleren Alters. Lauritz und Oscar haben jeweils geheiratet und sind Familienväter. Der älteste der drei, Lauritz hat sich im von den Wallenbergs errichteten noblen Stockholmer Vorort Saltsjöbaden angesiedelt um von dort aus das Familienunternehmen zu leiten. Oscar führt die deutsche Filiale in Berlin und Sverre, der der Malerei abgeschworen hat, gelingt mit einem Werbebüro ein überraschender Erfolg.

„Mellan rött och svart“ schildert die Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem Ersten Weltkrieg und die Wirrnisse der Weimarer Republik, bis zum Auftauchen der Nazis und endet mit dem Einmarsch Hitler-Deutschlands 1939 in Polen. In diese Epoche fällt der Umbau der deutschen Niederlassung des Lauritzenkonzerns von einem großen Bauunternehmen zu einer bedeutenden Immobilienfirma, die große Teile des Baubestands in den Innenstädten von Berlin und Dresden aufkauft.

Die Entwicklung des modernen Wohnbaus in Deutschland und Schweden mit Arbeiterwohnungen die über fließendes Wasser, Bäder und Toiletten verfügen, wird von Guillou ebenso unterhaltsam wie kenntnisreich erzählt wie über die Idee der Familie Wallenberg in Saltsjöbaden ein Luxuswohnressorts und auf der anderen Seite ein „All-inclusive“ Wohngebiet für Arbeiter des eigenen Konzerns, finanziert durch die familieneigene Bank, auf wallenbergschen Grund zu bauen.

Wie in den beiden vorhergehenden Teilen bleibt Guillou auch in diesem Buch seiner Maxime treu, dem Leser / der Leserin einen möglichst umfassenden Blick über die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zu geben und die umwälzenden Ereignisse durch die Lebensumstände seiner Protagonisten zu beschreiben.

Deshalb werden im Laufe dieses Buches auch zwei neue Charaktere eingeführt. Harald, der älteste Sohn von Ingeborg und Lauritz, der bei seinem Onkel Sverre und dessen Frau Christa in Berlin lebt, dort zur Schule geht und in einem relativ frühen Stadium der Geschichte mit der Unzahl an herumschwirrenden rechten Ideologien in Berührung zu kommen und Johanne die Zweitgeborene von Ingeborg und Lauritz, die mit Sverre als Mentor in Saltsjöbaden und Stockholm den Weg zur Kunst im Allgemeinen und zur Literatur im Besonderen findet. In einem Nebensatz erwähnt Johanne ihrem Onkel Sverre gegenüber die Mitarbeit bei der schwedischen Kulturzeitschrift „Spektrum“. Insider des Literaturbetriebs verstehen diesen Wink. „Spektrum“ erschien zwar nur einige Jahre, hatte mit Karin Boye aber eine überaus bekannte Mitarbeiterin, die übrigens 1932 bis 33 selbst in Berlin gelebt hat.

Wie bereits in meinen kurzen Rezensionen zu den beiden früheren Bänden geschrieben, bleibt es bei der Feststellung, dass ich mich auf den nächsten Band der Reihe bereits freue, auch wenn das Thema vermutlich den zweiten großen Weltenbrand des zwanzigsten Jahrhunderts betreffen wird. Da mir die Mitglieder der Familie Lauritzen mittlerweile aber schon so ans Herz gewachsen sind, dass ich unbedingt wissen möchte, welche Pläne Jan Guillou mit ihnen hat, warte ich mit großer Ungeduld auf das Erscheinen der nächsten Ausgabe und hoffe, dass es vielleicht schon im Herbst 2014 oder spätestens im Frühjahr 2015 soweit ist.

Hier ist der Link zu den verfügbaren schwedischen Ausgaben.

 


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