Killers Walk Among Us – Finales Debutalbum

Es dauerte zehn Jahre bis es den Musikern der Band „Killers Walk Among Us“ gelang ein Album, das man in diesem Kontext als Lebenswerk, Testament und einer Zusammenfassung einer menschlichen Existenz bezeichnen kann, zu veröffentlichen.

Als die Platte eingespielt war, Anfang Januar 2014, entschied sich der Mastermind des Projekts, Stefan Holmberg, aus dem Leben zu scheiden. Den sechs Musikern (Stefan Holmberg, Susanna Brandin, Mathias Sjögren, Vera Westberg, Pontus Palmgren und Emelie Gunnarsson) gelang somit ein erstes und zugleich letztes Album.

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„Won´t you take my hand / Let´s do this“ brüllt Holmberg auf dem Eröffnungstrack „Bonjour tristesse“ und die Band erhöht die Intensität ihres Spiels. Ein hervorragender Opener, der einen auf die restlichen neun Titel einstimmt. Im nachfolgenden Stück „Quitter Happier“ beschwert sich Stefan das man ihn nicht aufgeben möge und wiederholt „It takes more for me you know“, eine Zeile über persönliche Stimmungen, in der sich vielleicht viele Hörer wiederfinden, die auf jeden Fall so intensiv ist, dass sie nicht weiter ausgeschmückt werden muss, die Wiederholungen genügen vollauf. In diesem und dem weniger subtilen Song „We Will All Die“ finden sich Zeilen im Imperfekt, wie um sich hinter der Vergangenheit zu verstecken.

Das macht das Album zu einem herausfordernden Hörerlebnis mit facettenreichen Geschichten. Oft klingen die Lieder so dramatisch das sie fast in sich selbst kollabieren, Gefühle die signalisieren: Bis hierher und nicht weiter! aber dann gibt es auch diese stillen Momente, in denen der Gesang von Stefan Holmberg wie der eines Gespenstes klingt, das über seinem eigenen Schaffen wacht. Wobei das Leben und der Tod keinen Unterschied darstellen, das Erstere wächst erst in Gegenwart des Zweiten und Beides erreicht einen symbiotischen Zustand.

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„Från Ramberget ser jag allt som någonsin hänt oss“ ist eine Ode an die Freundschaft, ein Musikstück dass den Hörer / die Hörerin animiert zum Telefon zu greifen um sich bei seinen Freunden nach deren Wohlergehen zu erkundigen. Als dann ungefähr bei der Hälfte des Songs die anderen Bandmitglieder in den Gesang einstimmen, erreicht man den herzzerreissendsten Punkt dieser Platte, sowohl von der Thematik als auch vom Arrangement. Unabhängig wie hilflos man sich fühlt, es gibt immer jemanden der dich auffängt „These are the nights I cared for / The only nights I cared for”, singt Holmberg.

Dieses ernste Spiel mit den Gegensätzen führt zu einer der besten Platten die eine schwedische Band, deren Musik auf unkonventionellen Rockstrukturen aufbaut, in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Der oftmals nervige Postrock vieler schwedischer Acts – viele davon übrigens bei derselben Plattenfirma (A Tenderversion Recording) unter Vertrag – der sich zu einem Exportschlager entwickelte, scheint auf diesem Album überwunden.

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So wie „Bonjour Tristesse“ einen perfekten Einstieg in das Album darstellt, so erreicht die Platte mit „The Worse Is Over“ einen ebensolchen Endpunkt.

Die Band wird ihre Geschichte nie ablegen können. Der Suizid des Sängers und Texters Stefan Holmberg führte dazu, dass eines der vielversprechendsten Projekte in der schwedischen Rockszene, zu Ende geht, bevor es für ein breiteres Publikum überhaupt begonnen hat. Nichts desto trotz wird dieses Album einen Platz im Kanon der schwedischen Rockmusik finden.

Das Album ist unter anderem auf Spotify zu finden: https://play.spotify.com/album/03eDs5lTRCHiyeSt8eFuIM

Der schwedische Onlinehändler CDON (Versand auch nach Deutschland) bietet eine Vinyl-Version an: http://cdon.eu/music/killers_walk_among_us/killers_walk_among_us-27514318

Auf youtube sind etliche der Songs in unterschiedlicher Soundqualität zu hören und sehen: http://www.youtube.com/results?search_query=killers+walk+among+us


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