Och i Wienerwald står träden kvar von Elisabeth Åsbrink

Nach über zwei Jahren scheint sich jetzt ein Verlag für die deutschsprachige Übersetzung von Elisabeth Åsbrink´s „Och i Wienerwald står träden kvar“ (Und im Wienerwald stehen die Bäume noch) gefunden zu haben.

Für mich handelt es sich um eines der eindrucksvollsten und bedrückendsten Bücher der letzten Jahre!

Das Buch basiert auf der Korrespondenz zwischen dem dreizehnjährigen Otto Ullmann, einem von sechzig jüdischen Kindern, die von der Schwedischen Israel Mission aus Österreich, nach dem Anschluss und der Reichskristallnacht, gebracht werden. Die Eltern winken ihn am Ostbahnhof im Februar 1939 zu, was alle Beteiligten zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, sie werden sich nie mehr wieder sehen. Er kommt in Schweden am Land in Småland unter, ein wenig zu alt und ein wenig zu dunkel um von einer schwedischen Familie adoptiert zu werden. Er lernt schnell Schwedisch und wird bald Knecht auf verschiedenen Bauernhöfen. Er bleibt allein mit den Briefen die er regelmäßig aus Wien erhält (um die 500 Briefe sollten es werden). Sie sind buchstäblich herzzerreißend. Vater Joseph, ein ehemaliger Sportjournalist, der seine Stelle bei der Wiener Zeitung verliert und seine Mutter Elise schreiben Briefe voll von Liebe und Verlust.
Sowohl Joseph als auch Elise werden 1944 nach Auschwitz deportiert.

Die ironische Wendung dieser Geschichte folgt auf den letzten Seiten des Buches. Der einsame Otto findet Arbeit auf einem Anwesen in Elmtaryd, dessen Besitzer Feodor Kamprad, Sohn einer Deutschen, ein ortsbekannter Nazi und Judenhasser ist. Dessen Sohn Ingvar ist fast gleich alt wie Otto. Die beiden werden Freunde. Wie konnten das jüdische Flüchtlingskind und der künftige Unternehmer Ingvar, Mitglied sowohl des Nazi SSS als auch Unterstützer der faschistischen schwedischen Opposition, Freunde werden. Ein Interview mit Ingvar Kamprad ist Bestandteil des Buches.


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